Abtreibungsüberlebende:
Ich bin das Gesicht von «Choice»
Claire Culwell und Melissa Ohden sollten abgetrieben werden. Sie überlebten wie durch ein Wunder und gaben beim «Marsch für das Leben» in Washington D. C. Zeugnis von der Würde des Lebens und der Liebe, die sie erfahren durften.
Culwell erfuhr erst 2009, dass sie ihre Abtreibung überlebt hatte. Sie war adoptiert worden und traf vor zehn Jahren zum ersten Mal ihre leibliche Mutter. Als sie sich dafür bedankte, ihr das Leben geschenkt zu haben, brach ihre Mutter in Tränen aus und erzählte von der Abtreibung, die Claires Zwillingsschwester das Leben gekostet hatte. «Der Schmerz in ihren Augen ist etwas, das ich nie vergessen werde», sagte sie wörtlich. Das Wissen um die versuchte Abtreibung war für Culwell eine Erklärung für einige Besonderheiten in ihrem Leben: ihre körperlichen Beschwerden, die aus ihrer frühen Geburt resultieren, ihre Sehnsucht nach einem Geschwister, ihre tiefe Dankbarkeit gegenüber ihren Adoptiveltern, die ihr die Gewissheit gaben, gewollt und angenommen zu sein. Als Culwell ihr Zeugnis gab, standen ihre Adoptiveltern
und ihre eigenen Kinder mit ihr auf der Bühne.
Melissa Ohden berichtet, dass 1977 ihre Mutter dazu gebracht worden sei, eine Salzabtreibung durchführen zu lassen. «Fünf Tage lang schwamm ich in einer Salzlösung, die mich vergiften und verätzen sollte. Aber vor 42 Jahren sagte Gott ‹Nein. Nicht dieses Kind›, und durch Zufall bin ich lebend auf die Welt gekommen», sagte sie wörtlich über ihre Abtreibung.
Ohden sprach dann alle Menschen an, die Ja zu ihr gesagt hatten. Die Liebe ihrer Adoptiveltern habe sie gesegnet, heute sei sie selbst Ehefrau und Mutter zweier Töchter. Sie habe ihrer leiblichen Mutter vergeben und sei mit ihr und ihrer Familie versöhnt. «Abtreibung hat meine leibliche Mutter nicht gestärkt», sagte sie und widersprach damit den Abtreibungsbefürwortern. «Sie hat auch mich nicht gestärkt. Sie hat auch meine Töchter nicht gestärkt, die nie gelebt hätten, wenn die Abtreibung mein Leben beendet hätte.» Was sie wirklich gestärkt habe, sei das Leben, fuhr Ohden fort. Das Leben habe Heilung ermöglicht, das Leben habe Liebe und Vergebung ermöglicht und das Leiden ihrer Familie in etwas Sinnvolles transformiert.
Melissa Ohden hat eine Organisation für Abtreibungsüberlebende gegründet. Diese hat ein kurzes Video mit dem Titel «Faces of Choice» produziert. Ohden und andere Überlebende von Abtreibungen stellen die Frage: «Können Sie mir in die Augen sehen und mir sagen, dass ich nicht existieren sollte?» «Dass ich tot sein sollte?» «Dass ich an diesem Tag sterben sollte?»